Wednesday, December 29, 2010

Leben an der Spalte, Teil 1


Nichts wie raus!  Seit Tagen hielt es uns unweigerlich im Haus da die Alternative sehr nass, kalt und windig aussah.  Heute gab es etwas Zuversicht am Himmel, also Regenjacken an und los geht’s!  Oder?
Immer mit der Ruhe, mein Freund.  Wir sprechen hier davon vier Kinder aus dem Haus zu bekommen.  Noch dazu vier Kinder die die letzten paar Tage warm eingemummelt auf dem Sofa und um den Kuechenherd herum verbracht haben.  Raus ins Kalte?  Noeee, danke!  Lieber nicht.  Ich muss da glaub ich noch schnell an meinem Puzzle weiter machen…noch ein paar Seiten lesen…einen neuen high score am Wii aufstellen…irgendwas…blos nicht raus! 
Doch heute hatte ich einen Trumpf in der Hand den niemand abzuweisen vermochte:  Oma’s Paket!  Ja, diese mit den vermeintlich schoensten Weihnachtsgeschenken gespickte Kiste, die in mittlerweile ueber 4 Wochen die lange Reise ueber den grossen Teich immer noch nicht abgeschlossen hat—und indes von ihrem Nachfolger ueberholt wurde—koennte ja eventuell heute eintreffen.  Falls niemand zuhause ist wenn die nette Dame von der Post klingelt, ist guter Rat teuer.  Also: 
ALLEMAN RAUS INS AUTO, ODER WIR SIND NICHT ZURUECK BEVOR DIE POSTFRAU KOMMT!!



Das wirkte! 
Etwas Gekreische und Gewimmer hier und da, fehlende Schuhe, unauffindbare Regenjacken,  verschollene Fahrradhelme—nichts half.  Heute gehen wir an die frische Luft!
20 Minuten ueber den windigen Highway, durch Regenschauer und an mehreren hartgesottenen Fahrradfahrern und zukuenftigen Marathonlaeufern auf der Landstrasse vorbei, und wir kamen bei den Crystal Springs Lakes an.  Wer sich etwas mit der Geographie, Geologie und vor allem Tektonik der Bay Area auskennt, weiss dass es sich bei den beiden Seen um den mit Stauwasser gefuellten San Andreas Graben handelt.  Selbiger ist der Grund warum hier die Erde eigentlich staendig, wenn auch meist unmerklich bebt.  Ich werde in Kuerze einen zweiten Teil zu diesem Thema verfassen, der sich etwas mehr mit den Freuden und Sorgen vom Leben an der Spalte befassen wird.  Doch jetzt zurueck zu unserem Ausflug.

        


Was haette man nach Tagen des Dauerregens auch anderes erwarten koennen?  Schoene grosse Pfuetzen, rauschende Wildbaeche gespeist vom gesammelten Regenwasser der umliegenden Gipfel, und aufgeweichte, matschige Haenge.  Ein Paradies wenn man Gummistiefel anhat!
Ploetzlich war alle Muedigkeit vergessen.  Mit Fahrrad, Skateboard und zu Fuss ging es los, den geteerten aber von Erdbebenaktivitaet stark gezeichneten Weg am Rande der Seen entlang.  Wer haette gedacht, dass ich sogar noch ein paar hundert Meter Joggen in Verfolgung der Suessen in diesem Ausflug unterbringen koennte?
      

Die Maedels genossen die grossen Pfuetzen in vollen Zuegen und ich war unweigerlich an die schier unendlich grosse (zumindest mit Kinderaugen gesehen) Maehdachwiese, nur ein paar Schritte von meinem Elternhaus entfernt, erinnert.  Ein Bach fliesst durch das riesige Wiesengelaende.  Meist tut er das unterirdisch, aber im Herbst und Winter steht die ganze Wiese voll mit schoenen grossen Matschpfuetzen in denen es sich herrlich spielen liess.  Viele Stunden meiner Kindheit verbrachte ich mit meinen Schwestern und Freunden in und um diese Wasserlachen.


Auch heute war das Wasser um uns ein riesen Erfolg.  Der wunderschoene Ausblick ueber die Seen und angrenzenden Waelder war fast so schoen wie der meiner vier Erdferkel die keine Pfuetze und kein Matschloch ausliessen…  Trotz schlussendlich wassergefuellter Gummistiefeln hatten wir ein riesen Spass.

Und Oma’s Paket?  Das kam leider immer noch nicht.  Dies kann nur eins heissen—morgen geht’s wieder raus!  Und besser ohne Troedeln, denn wer weiss ob wir sonst wieder zuhause sind bis die Postfrau klingelt?!





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